Wussten Sie schon, dass…
- Inhaftierte nicht in der gesetzlichen Krankenkasse sind und die Justizbehörde für alle Kosten aufkommen muss?
- Inhaftierte als Gruppe besonders oft krank sind:
- Eine Mehrheit leidet unter psychischen Erkrankungen; ein Großteil hat Gewalt und Missbrauch erlebt.
- 30% aller Inhaftierten (sogar 50% der inhaftierten Frauen) gelten als intravenös Drogen Konsumierende. Für die Medizin gelten sie als suchtkrank, doch die Illegalität der Suchtstoffe führt zu Beschaffungskriminalität und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz; außerdem zu desolaten Lebensumständen. 16% der inhaftierten UserInnen geben an, auch in der Haft schon intravenös konsumiert zu haben[i].
- 20% der Inhaftierten sind Hepatitis C positiv (übrige Bevölkerung ca. 0,5%). Die Behandlung ist effektiv, aber sehr teuer.
- Viele gehen in der Haft das erste Mal zum Arzt; 95% der Inhaftierten sind Männer, die sich weniger um ihre Gesundheit kümmern.
- die Gesundheit Inhaftierter uns alle angeht: Nur, wenn wir in der Haft bestimmte Infektionskrankheiten wirksam behandeln, verhindern wir ihre Verbreitung[ii]. Nur, wenn wir Süchtigen Therapien und einen Ausstieg aus der Illegalität bieten, entfällt ein Teil der Kriminalität. Wir brauchen eine sektorübergreifende Zusammenarbeit aller Akteure – Gesundheitsbehörde, Justizbehörde, Krankenkassen und Pharmaunternehmen sowie freie Träger sozialer Hilfsangebote. Prison Health is Public Health![iii]
- ein Tag im Gefängnis 170€ kostet: Die Rückfallquote (d.h. erneute Kriminalität) beträgt nach der Haftentlassung bei Erwachsenen 48%, bei Jugendlichen über 60%. Das Vollzugsziel – ein straffreies Leben in sozialer Verantwortung ermöglichen – ist nicht erreichbar, wenn Menschen krank und süchtig entlassen werden. Die menschlichen und finanziellen Kosten sind viel zu hoch! Dazu macht das Gefängnis Inhaftierte, aber auch die Angestellten des Vollzugsdienstes krank: Durch Reizentzug, Monotonie, Hoffnungslosigkeit und Stress sowie teilweise schlechte Gesundheitsversorgung.
Darum: Kommen Sie zu unseren Veranstaltungen! Informieren Sie Ihre LeserInnen/HörerInnen! Fragen Sie uns!
Bundesweite Aktionstage Gefängnis vom 1. -11. November zum Thema „Herausforderung Gesundheit im Gefängnis“
Veranstaltungen in Hamburg:
Fr., 1. bis Mi., 6. November
Ausstellung: Herausforderung – Gesundheit im Gefängnis
Ausstellungseröffnung am 1. November um 17.00 mit VertreterInnen der Gefangenengewerkschaft GG/BO und Bediensteten aus dem Vollzug
Ort: Nebenflur von cantina fux & ganz, Bodenstedtstraße 16
Di., 5. November 2019 – 17 Uhr
Vorträge: Gefängnis, Sucht, Gesundheit
Karlheinz Keppler (Gefängnisarzt i.R.): Sucht, Infektionskrankheiten und die Aufgaben des Gefängnisses
Mathias Gehrcke (Arzt im Justizvollzug HH): Herausforderungen des Arzt-Patient-Verhältnisses im Gefängnis
Dieter Ameskamp (Holstenambulanz): Nachsorge bei entlassenen Drogenabhängigen: Nach der Haft ist vor der Haft?
Ort: Foyer der Justizvollzugsschule, Drehbahn 36
*Veranstaltet vom Landesverband Hamburger Straffälligenhilfe e.V. & Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V.*
Mi., 6. November 2019 – 19 Uhr
Film: „Sie nennen sich Schiesser“
Dokumentation, Hamburg 1971, von C. Geissler, H. Dudda, G. Janssen
Diskussion mit Volker Heer-Rodiek (Leiter jhj e.V.): Sucht, Knast und andere Wege
Ort: SchanzenKino 73, Schulterblatt 73, linke Seite Hinterhaus, 2. Etage
*Veranstaltet m. Unterstützung der Christian Geissler Gesellschaft - CGG e.V.*
(Das Veranstaltungheft 6 Seiten gibt es hier zum Download.)
[i] Robert-Koch-Institut 2016: Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland - DRUCK-Studie. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Studien/DRUCK-Studie/Abschlussbericht.pdf?__blob=publicationFile
[ii] siehe hierzu das Bundesprogramm „Bis 2030: Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“; https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/bis-2030-strategie-zur-eindaemmung-von-hiv-hepatitis-b-und-c-und-anderen-sexuell-uebertragbaren-infektionen-730444
[iii] Deutsche Aids Hilfe: Prison Health is Public Health: 6-Eckpunkte Gesundheit & Haft. https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/6eckpunktepapier_haft_09042019.pdf